Die vier Tage im Kreativ-Labor haben mir gezeigt, wie viel Potenzial in inklusiver Zusammenarbeit steckt – inspirierend, bereichernd und voller neuer Perspektiven

Charline H. - Studentin Kultur-und Medienmanagement Hamburg

Vom 25. bis 28. September 2025 kamen in der Akademie der Kulturellen Bildung in Remscheid rund 30 Kunst- und Kulturschaffende aus Deutschland, Österreich, Luxemburg, Großbritannien und der Schweiz zusammen, um neue Perspektiven auf inklusive Kunstvermittlung zu erkunden. Das viertägige Kreativ-Labor brachte internationale Expert*innen aus Tanz, Kunstpädagogik und Leichter Sprache mit Akteur*innen der darstellenden sowie bildenden Künste zusammen. Ziel war es, Barrieren abzubauen, kreative Methoden der Teilhabe zu erproben und Inklusion als selbstverständlichen Bestandteil künstlerischer Prozesse zu denken.

In diesem Jahr bereicherten die britische Stopgap Dance Company, die Expertinnen für Leichte Sprache Natalie Dedreux und Anne Leichtfuß sowie Prof. Dr. Nanna Lüth, Kunstpädagogin und Expertin für diskriminierungskritische Didaktik, unser Programm und gaben wertvolle Impulse für eine inklusive künstlerische Praxis.

Einblicke und Impulse aus den Workshops

Mann im Rollstuhl liest ein Blatt Papier, Frau mit Kopftuch sitzt neben ihm auf dem Boden, Holzboden und roter Vorhang im Hintergrund.
(c) Annette Etges, Kreativlabor 2025 3
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Im Kreativ-Labor war es vor allem das gemeinsame Arbeiten und die Vielfalt der Teilnehmenden, die den besonderen Charakter der Tage ausmachten. In den Workshops entstand eine wertschätzende Atmosphäre, in der alle Perspektiven Raum hatten und Ideen gemeinsam weiterentwickelt werden konnten. Das Experimentieren, Austauschen und gegenseitige Inspirieren machte die vier Tage zu einer lebendigen und bereichernden Erfahrung. Dabei wurden gleichzeitig unterschiedliche Ansätze und Fragen für inklusive Kunstvermittlung diskutiert und erprobt:

Künstlerische Audiodeskription
In co-kreativen Prozessen werden unterschiedliche Wahrnehmungskanäle eröffnet. Statt einer reinen Übersetzung steht die Subjektivität des Publikums im Mittelpunkt. Inklusive Teams bilden dabei die Grundlage, um neue ästhetische Zugänge zu schaffen und vielfältige Perspektiven sichtbar zu machen.

Partizipation
Frühzeitige Einbindung von Menschen mit Behinderung in Produktions- und Arbeitsprozesse sowie Co-Leadership fördern eine gleichberechtigte Zusammenarbeit. Klare, schriftlich verankerte Standards stärken die Teilhabe, machen sie nachvollziehbar und unterstützen langfristig inklusive Strukturen in der künstlerischen Praxis.

Inspiration durch Vorbilder
Methoden aus Projekten wie der Ausstellung TOUCHDOWN lassen sich auch auf Theater und bildende Kunst übertragen. Besonders in den Bereichen Sensibilisierung und Mitgestaltung eröffnen sie neue Ansätze, um Barrieren abzubauen und Zugänglichkeit von Beginn an mitzudenken.

Die Ergebnisse verstehen wir als Einladung, mitzudenken, zu erproben und neue Wege der Zugänglichkeit gemeinsam zu entwickeln.

Das waren die Referent*innen

Die Referent*innen von links nach rechts: Prof.Dr. Nanna Lüth, Lily Norton (Foto: Chris Parkes), Hannah Sampson (Foto: Chris Parkes), Natalie Dedreux (Foto: Britt Schilling), Anne Leichtfuß (Foto: Britt Schilling)

Prof. Dr. Nanna Lüth

Nanna Lüth, Dr. phil., arbeitet und forscht in den Bereichen Kunst, Kunstpädagogik und Medienbildung. Sie engagiert sich für eine zeitgemäße künstlerische Praxis und für dekonstruktive, inklusive Bildungsarbeit. Nach vielfältigen Berufserfahrungen in der Kunstvermittlung und Forschung war sie 2013–21 Juniorprofessorin für Kunstdidaktik/Gender Studies an der Universität der Künste (UdK) Berlin. 2018–20 vertrat sie die Professur für Kunstpädagogik der Universität Duisburg-Essen. Seit 2021 ist sie Vorsitzende des Berliner BDK – Fachverband für Kunstpädagogik. Im WiSe 24/25 vertrat sie die W3-Professur für Kunstdidaktik an der UdK Berlin. Zuvor hatte sie hier die Gastprofessur für Diskriminierungskritische Didaktik im Feld der Künste inne. Ihre Arbeitsschwerpunkte sind: Kooperative und interdisziplinäre Pädagogik; Entwicklung zeitgemäßer didaktischer Zugänge zur Kunst; Differenzreflexivität und Humor in der künstlerischen Bildung.

Stopgap Dance Company– Lily Norton und Hannah Sampson 

Die Stopgap Dance Company wird von einem diversen, kreativen Team geleitet, das Tanz als Bewegung für Wandel nutzt. Ihre Mission ist es, eine inklusive Welt zu schaffen, in der Vielfalt nicht nur akzeptiert, sondern aktiv gefördert wird. Eine Welt, in der niemand aufgrund von Vorurteilen gegenüber Tauben, behinderten oder neurodiversen Menschen benachteiligt wird. 

Stopgaps Aktivitäten: 

  • Tourneen von Tanzproduktionen durch das Vereinigte Königreich und international. Die aktuelle Tourneeproduktion Lived Fiction  wurde mit dem One Dance UK Award für künstlerische Innovation 2024 ausgezeichnet. 
  • Wandel im Tanzsektor vorantreiben für Künstler*innen mit Behinderung durch Schulungen, Lobbyarbeit, Zusammenarbeit und Partnerschaften. 
  • Community schaffen durch Ensembles für Jugendliche und Outreach.

Lily Norton (they/them) Access Artist 

Lily ist ein*e autistische*r Tänzer*in und bildende*r Künstler*in. They spielt eine Schlüsselrolle in der Online-Kommunikation von Stopgap und stellt die Barrierefreiheit in künstlerischen, pädagogischen und Online-Projekten sicher. They ist interessiert an der Entwicklung kreativer Methoden von Barrierefreiheit in Tanz und Choreografie. 
Lily ist Live-Audiodeskriptor*in, Access Artist und Co-Autor*in der jüngsten Inszenierung von Stopgap, Lived Fiction. 

Hannah Sampson (sie/they) Senior Dance Artist 

Hannah ist seit 2016 Tänzerin im Ensemble von Stopgap. Davor war sie langjähriges Mitglied der Jugendkompanie, später Praktikantin und Auszubildende. Sie war in zahlreichen Produktionen auf nationaler und internationaler Tournee; zuletzt wirkte sie in Stopgaps jüngster preisgekrönter Indoor-Produktion Lived Fiction mit. Hannah ist eine Person mit Down-Syndrom und hat eine Leidenschaft für Tanz. Sie setzt sich für Gleichberechtigung in der Kunst ein und hofft, eine Vorreiterin und ein Vorbild für andere behinderte Künstler*innen zu sein.  

Natalie Dedreux  (sie/ihr) 

Natalie Dedreux ist Aktivistin und Autorin des Magazins Ohrenkuss. Am liebsten schreibt sie Texte über Musik und Reisen. Sie ist Aktivistin und setzt sich für die Rechte von Menschen mit Down-Syndrom ein. Außerdem ist sie Prüferin für Leichte Sprache. 2022 wurde ihr erstes Buch veröffentlicht: Mein Leben ist doch cool!: Unsere Welt und was ich dazu zu sagen habe. Natalie Dedreux geht gerne auf Konzerte und liebt Bollywood-Filme.  

Anne Leichtfuß (sie/ihr) 

Anne Leichtfuß ist Übersetzerin und Dolmetscherin für Leichte Sprache. Seit mehr als 10 Jahren arbeitet sie vor allem an der Schnittstelle Leichte Sprache und Kunst und Kultur. Gemeinsam mit Kolleg*innen hat sie das partizipative Forschungsinstitut TOUCHDOWN 21 gegründet. 2023 hat sie für die Münchner Kammerspiele Anti·gone in Leichte Sprache übersetzt, das erste Stück, das komplett in Leichter Sprache inszeniert wurde. Sie spielt Ukulele und sammelt Brillen. 

Save the Date: Kreativ-Labor 2026

Das nächste Kreativ-Labor findet vom Donnerstag, 07. bis Sonntag, 10. Mai 2026 an der Akademie der Kulturellen Bildung in Remscheid statt.

Aktuell arbeiten wir bereits intensiv am Programm.

Einen Einblick in die Themen und Schwerpunkte der vergangenen Kreativ-Labore findet ihr hier.

Förderung

Das Fort- und Weiterbildungsprogramm wird ermöglicht durch das Projekt Access Maker – Innovationshub