Diana Niepce beginnt im Rahmen ihrer Residenz im Un-Label Studio mit der Arbeit an ihrem neuen Bühnenstück Hornfuckers. Sie entwirft ein post-apokalyptisches Universum, in dem sie in einer Art Verfolgungsjagd mit dem Konzept von Einsamkeit spielt. Der Körper wird hier als Idee außergewöhnlicher Möglichkeiten betrachtet. Formal ist die Arbeit ein Zusammenspiel aus Tanz, Performance und Luftakrobatik. Für ihre Recherchephase ist Diana Niepce im Mai 2025 im L.I.K. – Labor für inklusive Kultur von Un-Label in Köln zu Gast.

Über die Residenz

Basierend auf den physikalischen Komponenten, die die Chaostheorie organisieren, zeigt das Stück den Körper in einem Zustand der Reflexion über die massive Zerstörung, die in der Welt präsent ist. Es ist ein poetisch grenzüberschreitendes Werk, das darauf abzielt, den/die Betrachter*in herauszufordern, Konventionen und Vorstellungen von sozialen Normen zu überdenken.

„Ich möchte Veränderungen in einem Ereignis vornehmen, um unkalkulierbare Effekte zu erzeugen: Ich möchte das System chaotisch und unvorhersehbar machen.“

Die Chaostheorie ist ein interdisziplinäres Gebiet der wissenschaftlichen Forschung und ein Zweig der Mathematik. Sie konzentriert sich auf Muster und deterministische Gesetze, die dynamischen Systemen zugrunde liegende und die extrem empfindlich auf Ausgangsbedingungen reagieren. Die Chaostheorie besagt, dass es innerhalb der scheinbaren Zufälligkeit chaotischer komplexer Systeme bestimmende Muster, Verbindungen, konstante Feedback-Schleifen, Wiederholungen, Ähnlichkeiten, Fraktale und Selbstorganisation gibt.

„Wir spielen ein Spiel der Gehorsamkeit mit einer Logik, die Hierarchie hinterfragt – was wir sind und was wir ‚sein sollten‘.

Politik und Grenzüberschreibung denken, beginnend mit dem, was wir nicht sehen wollen, bis es so außergewöhnlich wird, dass wir es nicht übersehen können. Die Unterbrechung dieses Spiels zwingt uns universelle Logiken, wie beispielsweise die Schwerkraft, zu hinterfragen. Mich interessiert es mit meiner Forschung bei den universellen Komponenten der Physik zu beginnen: Was ist die Bewegung eines Körpers? Auf welche Art beachten wir grundlegenden Bewegungen des Körpers? Wie verändern sich die Positionen der Körper im Raum?“ Dieser Prozess umfasst eine umfangreiche Erforschung universeller physikalischer Komponenten und wie diese das Verhalten von Körpern bei Desorganisation herausfordern. Wie ist die herrschende Politik organisiert und wie erzeugen diese Systeme dieses herrschende Verhalten der Massen?  Die Arbeit gibt auch dem diversen Körper Relevanz, was uns zwingt, einen genauen Blick auf die Geschichtsschreibung und die Crip Theory zu werfen.

„Ich bin daran interessiert, mit Bewegung als Wurzel eines Geheimnisses zu arbeiten, das sie kostbar macht. Davon ausgehend sind alle Bewegungen durchdacht und entstehen nicht zufällig; Bewegung entsteht als Reaktion oder Konsequenz auf etwas.“

Künstlerin

Frau mit dunklen Haaren im Zopf, trägt kariertes Hemd, schaut ernst in die Kamera vor dunklem Hintergrund

Diana Niepce

Diana Niepce ist Tänzerin, Choreografin und Schriftstellerin. Sie schloss ihr Studium an der Escola Superior de Dança ab, absolvierte ein Erasmus-Programm an der Teatterikorkeakoulun (in Helsinki) und machte einen Master in Kunst und Kommunikation an der Universidade Nova de Lisboa. Sie ist assoziierte Künstlerin am Espaço do Tempo und Schöpferin der Stücke „Forgotten Fog“ (2015), „Raw a nude“ (2019), „12 979 Dias“ (2019), „Dueto“ (2020), „T4“ (2020), „Anda, Diana“ (SPA-Preis, 2021), „O outro lado da dança“ (2022), „Enfreakment“ (2024), „Utopia“ (2024) und „Norma“ (2023). Sie war Kuratorin des Zyklus’ „Political Bodies“ mit Konferenzen und Performances (2024, Culturgest). Als Tänzerin und Performerin arbeitet sie mit nationalen und internationalen Künstler*innen zusammen. Sie ist Kuratorin und Dozentin der Programme „Einführung in die Darstellenden Künste für Künstlerinnen mit Behinderung“ (2020), „Fora da Norma“ (2023, Biblioteca de Marvila) und „Norma“ (2023, TNDMII). Zu ihren jüngsten Veröffentlichungen zählen der Artikel „Experimenting with the Body“ in der Zeitung Coreia, das Buch „Anda, Diana“ (Verlag Sistema Solar) und die Kurzgeschichte „Kaputt und stinkend, das sind die Steinchen.“ für die „Rota Memorial do Convento“. https://aniepce.com/

Über die Un-Label Künstler*innen-Residenz

Die Künstler*innen-Residenzen von Un-Label bieten Kunstschaffenden mit Behinderung die Möglichkeit, eigene kreative Projekte umzusetzen und dabei gezielt unterstützt zu werden. Im Labor für inklusive Kultur (L.I.K.) in Köln-Neuehrenfeld entsteht ein zentraler Ort, an dem Künstler*innen mit Behinderung zusammenkommen, sich vernetzen und in einem inklusiven Umfeld arbeiten können. Neben finanzieller, personeller und logistischer Unterstützung liegt ein Fokus auf interdisziplinärer und intersektionaler Zusammenarbeit. Un-Label arbeitet zudem mit Netzwerkpartnerinnen zusammen, um Barrierefreiheit und die Förderung von Künstlerinnen mit Behinderung nachhaltig in der Kulturszene zu verankern.

Drei farbige Kreise überlappen. Daneben steht " L.I.K. Labor für inklusive Kultur"