Marina Orlova – Human VPN / Someplace else (AT)

Im Rahmen ihrer Residenz beschäftigt sich Marina Orlova mit virtuellen, physischen und politischen Grenzüberschreitungen und dem Zustand der Dissoziation von politischer Realität, in dem Abwesenheit zur neuen Präsenz wird. Die Künstlerin gastiert seit Anfang März 2025 für drei Wochen im Studio des L.I.K. – Labor für Inklusive Kultur.
Über die Residenz
Das Projekt verknüpft Grenzpolitik mit Technologie: zentrale digitale Grenzkontrollsysteme, VPN-Tools und virtuelle Ausdrucksformen als politische Handlung. Ein VPN dient dazu, den digitalen Standort zu verschleiern. Dissoziation ist ein psychischer Schutzmechanismus, um sich emotional von der Realität zu lösen.
In unserer Gesellschaft verschmelzen Wirklichkeit und Virtualität immer mehr. Soziale Medien vermitteln die Illusion, Katastrophen anderswo live mitzuerleben und die Reaktionen anderer unmittelbar zu sehen – doch sie verzerren auch die Wahrnehmung darüber, wo sich Migrant*innen und Vertriebene wirklich befinden. Migration erscheint virtuell, physische Anwesenheit wird unklar. Sind wir präsenter, wenn wir endlos durch Nachrichten scrollen oder sie bewusst meiden? Wenn wir gegen grausame Regimes in einem freien Land protestieren oder ein Bild von Protestierenden liken?
Human VPN beschreibt, wie virtuelle und physische Präsenz bewusst entkoppelt werden – als Strategie, um der politischen Realität zu entfliehen.
Während ihrer Residenz untersuchen Marina Orlova und ihre künstlerische Partnerin Asya Deinekina wie sich Technologie in den menschlichen Körper übersetzen lässt und wie performative Aspekte von Dissoziation in politischen, digitalen und psychologischen Räumen als eine Form des “Hackens” von Grenzen erforscht werden können – sowohl wörtlich als auch metaphorisch.
Die Residenz wird vom Culture Moves Europe Mobilitätsstipendium unterstützt.
Präsentation
WHY DO ROBOTS NEED THERAPY?
Eine Lecture-Performance von Marina Orlova
25. März 2025 | 19:00 Uhr | Un-Label Studio, Hosterstraße 1-5, Köln
In Kooperation mit der KISD – TH Köln und Un-Label präsentiert Marina Orlova am 25. März 2025 um 19:00 Uhr im Un-Label Studio die Lecture-Performance „Why Do Robots Need Therapy?“. An diesem Abend zeigt sie Auszüge ihrer Performance “I’m a Robot and I need Therapy”, unter anderem eine Therapiesitzung mit einer psychisch instabilen/neurodivergenten KI-Patient*in und eine offene Fokusgruppe.
Diese Präsentation basiert auf der Recherche des EIAI Institute (Institute for Emotional Integrity of Artificial Intelligence), einem Projekt, das die Schnittstellen von Technologieethik, Datenfeminismus und der Anti-Psychiatrie-Bewegung untersucht.
Die Performance findet in englischer Lautsprache statt.
Marina Orlova ist zur Zeit Gast in der Künstler*innenresidenz des L.I.K. – Labor für inklusive Kultur von Un-Label.
Künstler*innen

Marina Orlova
Marina Orlova ist eine unabhängige Tanz- & Theatermacherin und Tech-Dramaturgin. Nach ihrem Studium der Soziologie in Moskau (2009) war Marina dort zunächst als autodidaktische Tanzkünstlerin aktiv und zog später nach Amsterdam, um am SNDO (School for New Dance Development) an der Amsterdam Academy of Theatre and Dance zu studieren (2021). Sie präsentierte ihre Arbeiten im Frascati Theater, Veem House, beim Flam Festival Amsterdam und dem Next Level Festival. Seit 2020 arbeitet sie mit Künstlicher Intelligenz (KI) und übernimmt die Rolle einer Vermittlerin zwischen KI-Technik und der Welt der Theaterapparate. Sie schafft anti-disziplinäre Performances an der Schnittstelle von psychischer Gesundheit, KI-Ethik und Data Feminism. Weitere Themen ihrer Arbeit sind Migration und Grenzpolitik.

Asya Deinekina
Asya Deinekina ist eine in Amsterdam ansässige Performerin und Choreografin. Sie hat 2023 den Studiengang Choreografie an der SNDO (School for New Dance Development) abgeschlossen. Ihre künstlerischen Interessen liegen im Bereich der Sprache und Bewegung, deren Schnittstellen und Spannungen. Ihre performative Arbeit basiert auf Kraft und Bewusstsein in der Bewegung, in den Techniken des physischen Theaters und ihrer stimmlichen Forschung. Sie versteht sich als kollektiv orientierte Künstlerin, die ihren Weg durch die vorherrschende Individualität in der Performancekunst sucht.
Über die Un-Label Künstler*innen-Residenz
Die Künstler*innen-Residenzen von Un-Label bieten Kunstschaffenden mit Behinderung die Möglichkeit, eigene kreative Projekte umzusetzen und dabei gezielt unterstützt zu werden. Im Labor für inklusive Kultur (L.I.K.) in Köln-Neuehrenfeld entsteht ein zentraler Ort, an dem Künstler*innen mit Behinderung zusammenkommen, sich vernetzen und in einem inklusiven Umfeld arbeiten können. Neben finanzieller, personeller und logistischer Unterstützung liegt ein Fokus auf interdisziplinärer und intersektionaler Zusammenarbeit. Un-Label arbeitet zudem mit Netzwerkpartnerinnen zusammen, um Barrierefreiheit und die Förderung von Künstlerinnen mit Behinderung nachhaltig in der Kulturszene zu verankern.