Creating the Link – Marje Hirvonen, Saïd Gharbi, Max Greyson

Saïd Gharbi liegt quer im Bild, über etwas gelehnt. Hinter ihm eine Wand mit Stangen darant gelehnt. Das Bild ist schwarz weiß.

Drei Künstler*innen treffen sich im Un-Label Studio, um Schnittstellen zwischen Körpersprache, sensorischer Wahrnehmung und der Beziehung zwischen Performer*innen und Publikum auszuloten.  

Das künstlerische Forscher*innen Trio besteht aus Marje Hirvonen, Choreografin, die sich in ihren Arbeiten mit den Wechselwirkungen von Körper und Psyche auseinandersetzt, Saïd Gharbi, Vorreiter als einer der wenigen professionellen blinden Tänzer*innen in der europäischen Tanzszene und Max Greyson, Dichter und einer der wegweisenden Experten für künstlerische Audiodeskription. In dieser Residenz werden konventionelle Aufführungsformate und hinterfragt, um ein Publikum einzuladen Bewegung jenseits des Sehens zu erleben.  

Marje Hirvonen, Saïd Gharbi und Max Greyson sind im April 2025 Gäste der Künstler*innenresidenz des L.I.K. – Labor für Inklusive Kultur. 

Über die Residenz

Während des Residenzaufenthalts werden die Künstler*innen Marje Hirvonen, Saïd Gharbi und Max Greyson Praktiken erforschen, die künstlerische Experimente im Raum strukturieren können. Ziel der Vorgänge ist es ein Setup zu schaffen, das beides zugleich bietet: Sicherheit und künstlerische Herausforderung für blinde Tänzer*innen und ein blindes Publikum. 

Startpunkt der Residenz ist eine praktische Recherche, wie äußere Interaktionen – beispielsweise auf der Straße und bei alltäglichen Begegnungen – zu rein körpersprachlichem Ausdruck inspirieren kann. Durch den Wechsel zwischen aktiver Interaktion und passiver Beobachtung lassen die Künstler*innen die Welt um sich herum in ihre Bewegungspraxis einfließen. Ihr Fokus liegt hierbei auf Gesten und häufig verwendeten verbalen Ausdrücke. Sie stellen die Frage danach, welche Aspekte der Körpersprache durch Kultur oder soziale Normen geprägt sind und welche einzigartig individuell sind.  

Wie bewusst sind sich die Tänzer*innen ihrer eigenen nonverbalen Kommunikation? Wie beeinflusst diese ihre Arbeit? Und wie kann Audiodeskription (AD) dabei helfen, ihren kreativen Prozess zu unterstützen? 

 Zentraler Teil der Residenz ist die Erforschung von körperlicher und verbaler Interaktion. Im Mittelpunkt der Arbeit der Künstler*innen steht die Fragewie Sehen und Hören mit Bewegung und Sprache zusammenhängen. So wird auch die Auswirkung von Abwesenheit untersucht – sowohl in Bezug auf unsere Sinne als auch auf die physische Präsenz. 

Zum Ende der Residenz wird der Fokus auf die Beziehung zwischen Performer*innen und Publikum liegen. Die Künstler*innen gehen davon aus, dass die Nähe zum Publikum eine Intimität herstellt, die einen reicheren Informationsfluss und damit einen besseren Zugang zur Vorstellungskraft begünstigt. 

Externe Teilnehmer*innen sind eingeladen, sich an diesem Prozess zu beteiligen, verschiedene Techniken auszuprobieren und durch Beobachtung und Interaktion zur Forschung beizutragen. 

Tanz Workshop

Erforschung von physischer Identität, Körper und Sprache 

23 April 2025 | 19:00 -21:00 Uhr | Un-Label Studio, Hosterstraße 1-5, Köln

Wir laden Tänzer*innen und andere Interessierte – mit und ohne Sehbehinderung – ein, selbst an unserer Künstler*innenresidenz teilzunehmen: Am 23. April um 19 Uhr begrüßen wir euch zu einem offenen Workshop im Un-Label Studio in Köln!  

Gemeinsam spielen wir mit Nähe, Publikum, Körper und Sprache und experimentieren mit physischer und verbaler Interaktion, indem wir unsere Sinne schärfen. Wie formen Sehen und Hören Bewegung und Sprache? Und was geschieht in ihrer Abwesenheit? Lasst uns neue Wege des Wahrnehmens, Bewegens und Kommunizierens erkunden – durch Berührung, Klang und Präsenz. 

Der Workshop findet in englischer Sprache statt. 

Künstler*innen

Marje Hirvonen singt in ein Mikro. Sie trägt eine Pailettenjacke. Das Bild ist schwarzweiß.

Marje Hirvonen

Marje Hirvonen ist Choreografin, Performerin und Künstlerin. Geboren in Finnland, studierte sie Tanz an der Hochschule für Musik und Tanz Köln und absolvierte später einen Master in Performance Making an der Goldsmiths, University of London. Ihre Arbeit bewegt sich an der Schnittstelle von Performance und Aktivismus und erforscht Themen wie Queerness, Begehren und den politischen Körper. Ihre Performances wurden international gezeigt, darunter Die Masse (Goethe-Institut Bangalore), Against the Current (documenta fifteen) und Like, really cunt (Heidelberg Queer Festival). 2023 gewann sie den Kölner FrauenTheaterpreis für ihr Konzept anna. Ihr jüngstes Projekt MATUA, eine multimediale Video-Installation, entstand in Zusammenarbeit mit einer tansanischen Streetdance-Company. Neben ihrer künstlerischen Praxis ist sie auch als Co-Kuratorin tätig.

Saïd Gharbi liegt quer im Bild, über etwas gelehnt. Hinter ihm eine Wand mit Stangen darant gelehnt. Das Bild ist schwarz weiß.

Saïd Gharbi

Saïd Gharbi wurde in Marokko geboren und zog Ende der 1960er Jahre mit seiner Familie nach Belgien. Mit 14 Jahren erblindete er. Als junger Erwachsener traf er 1992 den flämischen Choreografen Wim Vandekeybus (Ultima Vez), während er sich an der Brailleliga weiterbildete. Von 1992 bis 2001 arbeitete Saïd regelmäßig mit Vandekeybus zusammen. Danach gründete er mit Ana Stegnar die Kompanie Les BGM und schuf mehrere Tanztheaterstücke. Sein Solo Clair Obscur (2015) wurde von Ivan Vrambout inszeniert. 2016 kehrte er zu Ultima Vez zurück und spielte in Mocumentary of a Contemporary Saviour. Seit über zehn Jahren ist Saïd in Tanz- und Theaterprojekten in Belgien und anderen Ländern (Frankreich, Deutschland, Niederlande) aktiv. Er arbeitete als Tänzer oder Schauspieler unter anderem mit cie Acajou, cie La Coma und Dries Verhoeven. Außerdem spielte er in den Kurzfilmen Music for Bat Caves und Isomo project. In den letzten Jahren engagierte er sich auch pädagogisch: Er leitete Workshops zum Thema Sehbehinderung in verschiedenen Projekten und Festivals (z. B. in Tunesien, Madagaskar, Frankreich, Spanien und Deutschland). 
Saïd gibt regelmäßig Workshops zum Thema Sehbehinderung für verschiedene Organisationen. 

 

Max Greyon steht vor einem Mikro und rauft sich die Haare. Das Bild ist in schwarz weiß.

Max Greyson

Max Greyson ist ein Dichter, Performer und Theatermacher aus Antwerpen. Er tritt als Solo-Spoken-Word-Künstler in Flandern und den Niederlanden auf und ist ein zentrales Mitglied von Un-Label.  2015 wurde Max Greyson Vize-Champion der niederländischen Poetry-Slam-Meisterschaften. Ein Jahr später veröffentlichte der Verlag De Arbeiderspers seine erste Gedichtsammlung Waanzin went niet. 2019 folgte seine zweite Sammlung Et Alors, und in den Jahren 2021 und 2023 erschienen sein Debütroman Een waarschijnlijk toeval sowie seine dritte Gedichtsammlung Dramaturgie van het loslaten. 
Seit 2019 ist er als künstlerischer Forscher am Königlichen Konservatorium Antwerpen tätig. In seinen Forschungsprojekten ArtInAD und Speaking Figures entwickelt er Methoden zur künstlerischen Integration von Audiodeskription für blinde und sehbehinderte Menschen sowie andere Formen der “ Aesthetics of Acess” im zeitgenössischen Tanz und Musiktheater. Außerdem ist er künstlerischer Leiter von ARType vzw, einer Organisation, die Musiktheater-Produktionen realisiert , künstlerische Projekte mit sozialer Relevanz koproduziert und Künstler*innen dabei unterstützt, ihre inklusive Praxis weiterzuentwickeln. 

Über die Un-Label Künstler*innen-Residenz

Die Künstler*innen-Residenzen von Un-Label bieten Kunstschaffenden mit Behinderung die Möglichkeit, eigene kreative Projekte umzusetzen und dabei gezielt unterstützt zu werden. Im Labor für inklusive Kultur (L.I.K.) in Köln-Neuehrenfeld entsteht ein zentraler Ort, an dem Künstler*innen mit Behinderung zusammenkommen, sich vernetzen und in einem inklusiven Umfeld arbeiten können. Neben finanzieller, personeller und logistischer Unterstützung liegt ein Fokus auf interdisziplinärer und intersektionaler Zusammenarbeit. Un-Label arbeitet zudem mit Netzwerkpartnerinnen zusammen, um Barrierefreiheit und die Förderung von Künstlerinnen mit Behinderung nachhaltig in der Kulturszene zu verankern.

 

Drei farbige Kreise überlappen. Daneben steht " L.I.K. Labor für inklusive Kultur"