Eigentlich war der Plan ja ein ganz anderer: Wir hatten ursprünglich drei internationale Deutschlandpremieren für das Sommerblut-Festival vorbereitet, die Barrierefreiheit und Bühne neu denken und praktizieren. Das neuartige an den Produktionen Re:construction, The Little Prince und Gravity (and other attractions) ist, dass sie Mittel der Barrierefreiheit ausschließlich als künstlerisch-ästhetische Elemente verwenden. Hilfsmittel wie Gebärdensprache, Untertitel, leichte Sprache oder Audiodeskription lösen sich von ihrer Funktionalität und wandeln sich in künstlerische Mittel, die für Inhalt, Form und Dramaturgie der Kunstwerke wesentlich prägend sind. Barrierefreiheit ist hier kein Add-on, sondern bereichernder, integraler Bestandteil der Werke.

Spontan, aber nicht kopflos, haben wir auf die aktuellen Entwicklungen reagiert, kurzerhand umdisponiert und ein digitales Werkstattgespräch realisiert, das tiefe Einblicke in die speziellen Herausforderungen, künstlerischen Möglichkeiten, das Scheitern und die Chancen dieses neuen und innovativen Arbeitsansatzes bietet.

Die Produktionen sind Ergebnis des 2,5 Jahre andauernden Projekts ImPArt. Es ist weltweit das erste Projekt, das die “aesthetics of access” (die ästhetischen Potentiale von Mitteln der Barrierefreiheit) strukturell erforscht, für künstlerische Innovationen nutzbar macht und damit Kunstwerke kreiert, die für Menschen unabhängig ihrer etwaigen Einschränkungen erfahrbar sind. Über 350 Künstler, Experten und Wissenschaftler aus sieben Ländern waren bisher an diesem Prozess beteiligt.

Das Werkstattgespräch bietet filmische Einblicke in die Produktionen, den kreativen Prozess und Videostatements der beteiligten Künstler. Weiterhin reflektiert Christof Seeger-Zurmühlen, Regisseur und Dramaturg am Schauspielhaus Düsseldorf sowie Künstlerischer Leiter des Asphalt Festivals, im kritischen Gespräch mit Lisette Reuter, Produzentin von Un-Label, die Ergebnisse und den Prozess dieses innovativen, die gängige künstlerische Praxis hinterfragenden Projekts.

Das Video zum Werkstattgespräch

Eine Produktion von Un-Label im Rahmen des Projektes ImPArt. In Zusammenarbeit mit Leib + Seele Produktionen.

ImPArt wird u.a. gefördert von: Aktion Mensch, EU Creative Europe, Heidehof Stiftung, Fonds Soziokultur, NRW Kultursekretariat, Ministerium für Kultur und Wissenschaft des Landes Nordrhein-Westfalen, Kulturamt der Stadt Köln.